Mit dem Motto „Flammender Herbst“ hat das Teg’ler Zupforchester (TZO) sein diesjähriges Programm zu einem eindrucksvollen Strauß vielfarbiger und kurzweiliger Stücke zusammengebunden, wie selbst ein „Indian Summer“ das ausverkaufte Haus nicht hätte mehr erfreuen können.
Bereits seit 2013 leitet Symeon Ioannidis das TZO und hat ihm aufgrund seiner professionellen Arbeit weitere Möglichkeiten einer kultivierten und facettenreichen Spielweise erschlossen. Dies zeigte sich diesmal besonders deutlich im disziplinierten Zusammenspiel, der dynamischen Gestaltung und der versierten Bewältigung vor allem der modernen Literatur, deren Schwerpunkte etwa im Bereich „Neue Musik“ des 20. Jahrhunderts lagen. So ergaben sich Assoziationen etwa an Hindemith oder Bartók mit z.B. den Vermeidungen von Terzen, Sexten und Septimen im Zusammenklang – nicht eben vertraut für ungeübte Hörgewohnheiten.
Hierbei ist zunächst das Divertissement contraire von Hans Boll als einer dieser Höhepunkte zu nennen, in dem das Orchester zu einer mitreißenden Steigerung befähigt wurde. Das Konzert-Divertimento für Cello und Zupforchester von Kurt Schwaen – eines seiner Spätwerke – wurde in bestechender Weise und mit großem Temperament vom kubanischen Cellisten Douglas Vistel interpretiert. Das Orchester konnte dabei als ein würdiger Begleiter des Solisten überzeugen.
Als Namensgeber des Abends fungierte das Konzert für Mandola und Zupforchester Fiamme von Herbert Baumann. Dies galt gleichsam auch als musikalischer Gruß zu dessen 90. Geburtstag. Daniel Huschert – selbst Mitglied des TZO – spielte den Solopart mit außerordentlicher Präzision und toller musikalischer Präsenz.
Lange nicht mehr im Konzertsaal zu hören war die Finlandia-Suite von Hermann Ambrosius, eine aus Erinnerungen und Eindrücken gespeiste klangschöne und originelle Komposition. Mit Schwung und überraschender Frische zeigten sich auch drei Griechische Tänze von Nikos Skalkotas in einer Bearbeitung von Symeon Ioannidis als Referenz an sein Heimatland.
Neben Daniel Huschert glänzten noch zwei weitere „Eigengewächse“ des TZO in Solopartien: Eveline Tonke konnte mit ihrer Interpretation des Mandolinenkonzerts C-Dur von Antonio Vivaldi auf der Barock-Mandoline einen sehr gefühlvollen und besonders in den Verzierungen des zweiten Satzes zarten Beitrag leisten. Als drittes Orchestermitglied im Bunde wurde Eckhard Seidel auf dem selten gewordenen vierreihigen Xylophon mit der Tänzerin von Sevilla von Carl Grunow vom Publikum mit besonders großem Beifall bedacht.
Zu erwähnen sei noch, dass die für Zupforchester bearbeitete Sinfonie G-Dur von Christoph Willibald Gluck ein gelungener Auftakt für das überaus lebendige Programm war.
Es ist überhaupt hervorzuheben, daß das TZO nicht nur als reines Vereinsorchester ohne professionelle Verstärkung zu einer beachtlichen Leistungssteigerung seit seinem Dirigentenwechsel gelangen konnte. Das Orchester kann auch die unterschiedlichsten Solisten aus den eigenen Reihen aufbieten, die bereits seit langer Zeit die Programmgestaltung des Orchesters wohltuend beleben.
So bemerkenswert die zeitgenössischeren Stücke in ihrem technischen Anspruch und der musikalischen Gestaltung durch das TZO waren, so war doch aus den Reaktionen des insgesamt begeisterten Publikums abzuleiten, dass ein ausgewogeneres Programm mit etwas mehr Literatur für die „Galerie“ einen guten Kompromiss zwischen den Generationen und unterschiedlichen Hörgewohnheiten bilden könnte. Dem Orchester sei die Auseinandersetzung mit schwierigeren Kompositionen und der damit einhergehenden Qualitätssteigerung gegönnt – gegönnt sei aber auch dem Publikum, sich ab und an im Parkett zurücklegen und anstrengungsfrei genießen zu können.
Das Orchester hat seit seiner Gründung im Jahre 1947 durch Günther Schmidt eine Struktur bewahrt, die es auch heute noch ermöglicht, immer wieder neue musikalische Kräfte zu binden.
Prof. Arnold Reusch (UDK Berlin)