Das Orchester schließt an eine über 200-jährige Tradition von Mandolinen- und Zupforchestern an. Von Beginn an waren dies Laienorchester. Um 1900 wählten Arbeiter die nach Feierabend einen Ausgleich suchten, für sich die Mandoline, weil sie ein vergleichsweise leicht zu lernendes und preiswertes Instrument in Beschaffung und Unterhalt ist. Außerdem steht sie geradezu ikonografisch für die italophile Heimatliebe, ein spätromatisches Image, was seinerzeit zu riesigen Orchestern führte, deren Blütezeit in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lag.
Schon damals mussten die Spieler ein Mindestmaß an Fertigkeiten mitbringen und es wurde Wert darauf gelegt, diese ständig zu erweitern. Üblicherweise wurden Orchester von Virtuosen geleitet, die gleichzeitig pädagogisch tätig waren. Sie waren Vorbild und Lehrer zu gleich.
Es wurden die bekannten großen Opern und sinfonischen Werke für Mandolinenorchester arrangiert, aber auch neue wurden komponiert. An dieser Stelle wären Komponisten wie Carl Henze, Konrad Wölki und Kurt Schwaen zu nennen.
Auch im geteilten Deutschland lebte diese Tradition weiter, auf der einen Seite im Vereinswesen, auf der anderen in Volksmusikgruppen. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde das LZO, so wie es heute noch existiert, gegründet. Es hatte schon früher ein Landesverbandorchester gegeben (das Berliner Zupforchester), was leider aus Kostengründen gezwungen war, 1980 selbst in den Vereinsstatus zu wechseln.
Das neue Gesamtberliner LZO wurde von 1990-2010 von Prof. Joël Betton, Professor für Gitarre an der UdK Berlin, geleitet und konnte in dieser Zeit ein beachtliches Repertoire aus allen Epochen der klassischen Musik zur Aufführung bringen. Besondere Anliegen dabei waren die Erarbeitung neuer Kompositionen für Zupforchester, die Integration internationaler Musikkulturen und die Förderung der Berliner „Jugend Musiziert“-Preisträger.
Von 2010 bis 2014 lag die Leitung des LZO Berlin in Händen von Ariane Lorch. Sie ist in Berlin aufgewachsen und studierte an der Akademie in Kassel Mandoline, Gitarre und Dirigat. Heute unterrichtet sie beide Instrumente und leitet Orchester in Wickenrode sowie das Jugendzupforchester Hessen (JZOH) und ist selbst Autorin einer mehrbändigen Mandolinenschule.
2016 baute Symeon Ioannidis das Orchester erneut auf und hat seitdem die Leitung inne.
Erfolge
Das Orchester präsentiert sich regelmäßig bei den alle vier Jahre stattfindenden Eurofestivals der Zupfmusik. Diese internationale Messe für Zupfmusik ist weltweit einzigartig und wird vom Bund Deutscher Zupfmusiker (BDZ) ausgerichtet. Orchester, Solisten, Komponisten, Verleger, Instrumentenbauer und Musikalienhändler aus der ganzen Welt präsentieren sich an vier aufeinander folgenden Tagen. Es ist das wichtigste Event der Zupfmusik und das LZO hat in den Jahren 1994, 1998, 2002, 2006 und 2010 teilgenommen.
Im Jahre 2005 gastierte das Orchester in Frankreich und gab insgesamt vier Konzerte in Gaillon, Vire und Caën.
Es folgten Konzerte mit dem in Berlin mittlerweile stark vertretenen türkischen Instrument Bağlama und Zupforchester. 2006 hat das LZO beim Eurofestival in Bamberg das Werk „17’ler“ für Bağlama und Zupforchester mit dem Komponisten Taner Akyol an der Bağlama aufgeführt. 2008 folgte „Weltlauf“ von und mit Nevzat Akpinar.
Bisherige Uraufführungen
Jahr | Komponist | Werk |
---|---|---|
1994 | Hans Schanderl | Pulsing Moods für Zupforchester |
1996 | Kurt Schwaen | Konzert-Divertimento für Violoncello und Zupforchester |
2001 | Hannes Zerbe | Atemlos für Klarinette und Zupforchester |
2004 | Daniel Huschert | Concerto Nr. 2 für Violine und Zupforchester |
2006 | Taner Akyol | 17’ler für Bağlama und Zupforchester |
2008 | Nevzat Akpinar | Weltlauf für Bağlama und Zupforchester |
2010 | Klaus Wüsthoff | Collagen für Gitarre, Schlagzeug und Zupforchester |
2010 | David Wolff | Sofern Overture für Zupforchester |
2018 | Franziska Henke | Break Free für Zupforchester |